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 NATO Depot Flensungen

Vor einiger Zeit hatte ich mal in einer verträumten (oder eher langweiligen) Pause nach Bunkern und Flensungen gegoogelt. Mehr aus Spaß als sonst was, denn hier im "edülischen" Mittelhessen, weitab von Giessen vermutete ich in der Beziehung das große Nichts. Ich war dann aber recht überrascht, das ich nach kurzem Herumsuchen doch wirklich eine Seite fand, die sich mit Bunkern aus dem kalten Krieg hier beschäftigt - und es gab dort tatsächlich einen Eintrag zu den "NATO-Depots" unter anderem in Flensungen. Wie kann das denn sein? Wir wohnen hier und man sieht davon nichts? Klein kann es ja nicht sein, oder? Langer Rede kurzer Sinn: Das Depot war zwar in den 70ern hier geplant worden, ist aber dann in den 80ern in Rabenau, ca. 20km weg von hier gebaut worden, mitten im Wald auf einem Hügel. Nun - das wollte ich mir genauer ansehen. Also bin ich dort mal kurz entschlossen hingefahren und habe mir mit Kamera und Taschenlampe bewaffnet das Gelände angeschaut. Die Fahrt dorthin war dank Navi kurz und zügig und nach kurzer Suche fand ich das Gelände. Ein sehr rostiges, mit NATO-Draht bewehrtes Tor stand sperrangelweit offen - mein Auto also flugs 200m vor dem Tor geparkt, und ab ging es ins Depot. 

(Tor von außen, hier geschlossen dargestellt. Mehr dazu später...)

Das Depot ist als grobes Oval mit einer Ausbuchtung angelegt. Die Zäune nach außen sind noch komplett erhalten, ebenso die Stacheldrahtbewehrung. 

(Zaun von innen mit Beleuchtung, im Vordergrund ist der Kolonnenweg zu sehen.)

Selbst die Beleuchtungsanlagen sind noch da, aber wohl nicht mehr genutzt. Die einzelnen Bunker, die zuvor als Depot für die US-Armee im "Verteidigungsfall" dienen sollten, sind mittlerweile an Privatleute und Vereine vermietet. Etwa hat die Freiwillige Feuerwehr Rabenau einen dieser Bunker als Lagerraum gemietet. 

(Einer der Bunker von außen.)

 

(Ein anderer Bunker, sehr ähnlich gestaltet. Wird offenbar auch vom Nachwuchs genutzt zum spielen...)

 

(Schön: eine Dampfwalze idyllisch vor dem eigenen Bunker. Industrieromantik...?)

 

(Teile der Beleuchtungsanlagen, intakter Zaun von innen.)

Ich ging also gemächlich rund durch das Depot - nach den ersten paar Bunkern war aber klar, das diese alle versperrt sind und man nur von außen Fotos machen konnte, die sich zudem wie ein Ei dem anderen ähneln würden. Nach längerer Wanderung kam ich nun also von der anderen Seite wieder ans Tor und stellte fest: Es ist fest verschlossen. Mist! Dank des NATO-Drahts hatte ich auch keine Möglichkeit, einfach über den Zaun oder das Tor zu klettern. So ein Problem hatte ich bei meinen Bunkertouren bisher noch  nicht gehabt. Was tun? 

(Das schöne Tor nebst Stacheldraht oben drauf von innen. Links war der Draht zwar etwas heruntergerissen, hing aber noch am Draht fest. Keine Chance zum einfachen übersteigen. Versuch machte kluch.)

Ich habe mir also das Depot noch mal von innen angesehen und dabei den Zaun abgeschritten - und an einer Ecke des Depots fand ich dann auch ein ca. 50cm großes Loch im Zaun, das wohl Tiere (oder doch nicht?) gerissen hatten. Dort zwängte ich mich durch und nun wollte ich rund ums Depot herum zurück zu meinem Auto. Ging aber nicht - der Sturm ein paar Monate vorher, hatte so viele Bäume umgekippt, das der Weg um das Depot herum völlig versperrt war. Einzige Chance nun: Den Berg hinunterklettern und dann außen herum und wieder hoch zu meinem Auto. Gesagt, getan: Dank des Navis habe ich dann meinen Weg nach einer 5km Wanderung und etwas über einer Stunde gefunden und konnte wieder nach Hause fahren.

Nächstes Mal also mitnehmen: Handy und Werkzeug für den Notfall...

 

 
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 Erzwäsche Windhain

Einige Zeit nach dem Abenteuer mit dem NATO Depot, erzählte mir mein damaliger Praktikant bei der Arbeit, das es im Wald bei ihm auch einen Bunker geben sollte - klein aber immerhin. Das wollte ich mir dann aus der Nähe ansehen. Leider war auch in diesem Fall das Unterholz äußerst dicht und es brauchte zwei Touren hin zu diesem kleinen Waldstück um den "Bunker" zu finden. Aber: Beim zweiten Mal fand ich ihn dann auch.

(Rückansicht des "Bunkers", wie er sich mir zuerst dargestellt hat.)

Es stellte sich allerdings heraus, das dies mitnichten ein Bunker ist, sondern Teil der Wasserversorgung zu sein schien - allerdings ungewöhnlich geformt, gebaut und offenbar nicht mehr in Benutzung. 

(Und noch mal  der Wasserbehälter von vorne - links am Bildrand zu erkennen einer der beiden Entlüftungsstutzen.)

Wofür brauchte man so viel Wasser mitten im Wald? Ich schaute mir also die Gegend genauer an und stellte bald fest, das der Boden ungewöhnlich geformt war an eineigen Stellen. Man konnte problemlos erkennen, das an zwei Stellen große, planierte Vierecke als Boden zu sehen waren - mitten im Wald doch eher komisch. 

(Eines der ungewöhnlichen Vierecke. Man erkennt hervorragend die scharfe Linie des Baumbestands, die genau an der Ecke des Vierecks beginnt. Im Hintergrund zu erkennen: Massiver Baumverbruch.) 

Und nach kurzer weiterer Suche fand ich dann ein betoniertes Wasserbecken in der Nähe, teilweise noch mit Abdeckung. Auch hier: Wofür brauchte man dieses Wasser im Wald? 

(Betoniertes Becken im Wald mit stählerner Abdeckung. Man sieht, das es mittig offen ist und eine per Rohr mit der Hauptkammer verbundene Vorkammer hat. Evtl. ein Ansetzbecken?)

Ich machte ein paar Fotos von dem Becken und den viereckigen Plattformen und bin dann zu weiterer Recherche nach Hause aufgebrochen. Ein paar Tage später fand ich dann im Gespräch mit einem Kollegen hier die Lösung: Dort war früher eine Erzwäsche untergebracht, wie sie hier in der Gegend früher häufiger vorkam. Daher auch der hohe Wasserbedarf und die beiden Becken. Das war doch mal was interessantes - kein Bunker, aber doch zumindest ein Industrierelikt.


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Letzte Aktualisierung am 22.03.2009