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3. Hardware die man braucht
3.1 Beispielrechnung
Um zu bestimmen, welche Geräte man braucht muss man einmal
berechnen, wieviel Strom und damit Leistung die LAN-Party erfordert.
Nehmen wir also mal an, es soll eine Party mit 100 Teilnehmern
werden, bei der zusätzlich zu den Rechnern der ganzen Gäste auch
noch 10 Rechner als Server hinzukommen. Dann soll bei der ganzen
Show auch noch Musik und ein Video-Beamer für Unterhaltung sorgen.
Zuletzt wäre dann noch die Beleuchtung zu errechnen, wenn die nicht
schon von Haus aus in den Räumen zur Verfügung steht.
Ein handelsüblicher Pentium, wie man ihn als Netzwerkrechner
einsetzt kommt meist mit einer Leistungsaufnahme von 250 Watt daher.
Server benötigen manchmal etwas mehr: Hier rechnen wir mal mit 400
Watt - nur zur Sicherheit. Dann wären da noch die Monitore der
ganzen Kisten: Ein "normaler" 17"-Monitor kommt heute
mit einer Leistung von 150 Watt aus. Musik für eine Halle der für
100 Leute nötigen Grössenordnung kommt mit ungefähr 500-600 Watt
aus - damit ist nur die Musikleistung gemeint. Die Verstärker
dürften das doppelte, also 1200 Watt benötigen. Ein Video-Beamer
hat eine Leistungsaufnahme von ca.800 Watt.
Das Ganze jetzt schnell addiert: Ja hups, das sind ja 47500 Watt
!!! Ohne Licht und Wasserkocher !
Jetzt noch eine Reserve für das Licht mit einkalkulieren:
5000 Watt - und die ganzen Wasserkocher der User. Gehe mal davon
aus, das sich gleichzeitig 15-20 solcher Geräte im Einsatz
befinden. Das sind bei 400 Watt je Kocher nochmal gute 8000 Watt.
Das Ergebnis sind also fette 60.000 Watt (gerundet).
Jetzt kommts drauf an aufzupasen: Obige Formeln benutzt kommt man
auf einen Gesamtstrom von 260 Ampere. Das gibt keine Einfamilienhaus-Verteilung her. So etwas findet man nur in
grösseren Hallen und Firmen.
3.2 Aufbau und Absicherung
Um den Strom von 260 Ampere aus der Beispielrechnung vernünftig
zu verteilen, kommt es darauf an, möglichst viele Rechner an
möglichst vielen verschieden Stromkreisen anzuschliessen, um das
Thema "Reihenweise Stromausfälle" möglichst zu umgehen.
Das ganze erreicht man auf zwei Wegen:
1.: Man benutzt die Halleneigenen
Steckdosen-Stromkreise.
Vorteil dabei: Man muss keine
Baustromverteiler aufstellen und hat damit einen Kostenfaktor
weniger. Nachteil: Kabelsalat - am besten noch mit French-Dressing.
2.: Man benutzt doch Baustromverteiler und zahlt dafür 40,- DM
je Stück und Tag.
Vorteil: Dezentrale Verteilung und weniger
Kabelsalat, bessere Übersicht.
Die dritte Lösung ist ein Mischbetrieb: User an die
Baustromverteiler und die Server an die Hauseigenen....
Vorteil:
Server sind "unabhängig" und von Stromausfällen nicht
betroffen.
Jeder Stromkreis sollte mit nicht mehr als 10 Steckdosen belastet
werden. Der Idealfall sind 5 Rechner je Sicherung, da hier auch noch
ein oder zwei Wasserkocher nicht zu einem Stromausfall führen
würden. Als Sicherung kommen die Standardsicherungen für
Steckdosen, nämlich 16 Ampere in Frage.
Natürlich müssen die ganzen Sicherungen eine Vorsicherung
haben. Standardmässig sind das je Aussenleiter (Phase) 63 Ampere.
Zur Sicherheit MÜSSEN auch noch
Fehlerstromschutzschalter, sogenannte FI-Schalter eingebaut sein.
Und hier haben wir ein Problem:
Wasserkocher haben die Angewohnheit, gewisse Ableitströme zu
führen, die grösser sind, als das ein FI zulassen würde - die
Folge: Stromausfall.... Es gilt hier also darauf zu achten, das die
FI-Schalter einen Fehlerstrom von mehr als 30 mA zulassen, nämlich
100mA oder gar 300 mA.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie kann man mit 3x 63
Ampere denn 260 Ampere Gesamtstrom fliessen lassen. Ganz einfach:
Das bezieht sich auf eine einzelne Verteilung bzw. einen
Baustromverteiler. Setzt man davon mehrere ein, hat sich das Problem
von selbst gelöst ;-)
3.3 Kabeltrommeln und Mehrfachsteckdosen
Deckt euch mit Ausreichend Kabeltrommeln und Stecksoen ein. Für
obige Beispiel-Party benötigt man mindestens 15 solcher
Kabeltrommeln oder Mehrfachsteckdosen mit ausreichender Kabellänge.
Bei Kabeltrommeln ist unbedingt darauf zu achten, das diese
VOLLSTÄNDIG abgewickelt werden. Sonst würden sich das Ganze
erwärmen und irgendwann würde dann der in den Kabeltrommeln
eingebaute Thermoschalter den Strom abschalten. Üblicherweise
reicht je 6-7 Rechner eine Kabeltrommel aus. An die vorhandenen
Steckdosen, die eine Kabeltrommel bietet lassen sich dann die
Mehrfachsteckdosen der Gäste anschliessen.
3.4 Baustromverteiler
Was ein Baustromverteiler ist, erklärt der Name eigentlich schon
selbst: Er verteilt den Strom, der auf einer Baustelle benötigt
wird. OK - LanParties sind nicht direkt Baustellen, aber der Zustand
der Räume kommt dem manchmal recht nahe.
Üblicherweise setzt man Baustromverteiler ein, wo die
hausinterne Verteilung nicht genügend Stromkreise hergibt, aber die
Zuleitung der Energieversorger/Stadtwerke noch genug Reserven hat.
Es gibt verschiedene Arten von Baustromverteilern. Die am besten
geeignetste und daher auch am häufigsten eingesetzte sei hier kurz
beschrieben:
Zuleitung mit 5x16 qmm Leitungsquerschnitt, Absicherung mit 3x63
Ampere, 6 Schuko-Steckdosenabgänge, 3 CEE-Steckdosenabgänge
(Drehstromsteckdosen), FI-Schalter mit 3x63 Ampere, Fehlerstrom
100mA.
Es gibt natürlich auch grössere und auch kleinere Verteiler,
aber die sind teilweise ungeeignet, da entweder die Anschlüsse
Hausseitig nicht reichen, oder aber die Leistung des Verteilers
nicht ausreicht.
Und wo bekommt man solche Baustromverteiler ? Da gibt es diverse
Möglichkeiten: Baumaschinenverleih (z.B. HKL, Hire-Shop),
Elektrofirmen am Ort, die Stadtwerke oder auch Baumärkte sind da
gute Anlaufstellen. Preislich bewegt sich das Ganze, wie oben schon
erwähnt, um die 40,- DM je Stück und Tag.
3.5 Hausverteilungen
Eine Hausverteilung ist das, was direkt an der Zuleitung aus dem
Erdreich angeschlossen wird, um die ganzen Lampen und Steckdosen in
einem Haus abzusichern. Für eine Underground-Lanparty reicht eine
Hausverteilung eines Einfamilienhauses auch aus, wenn es sich dabei
um nicht mehr als 25-30 Rechner handelt. Für mehr reicht die nicht
aus.
3.6 Energieversorger / Stadtwerke
Die Stadtwerke oder Energieversorger liefern den Strom - soviel
steht fest. Was man mit denen jedoch klären sollte, ist, "das
da etwas grösseres auf die zukommt", was sowohl die
Sicherheit, als auch den Spitzenlastbedarf angeht. Die haben es ganz
gerne, wenn die von solchen Events vorher in Kenntnis setzt, damit
die auch entsprechend planen und euch vielleicht auch unterstützen
können. Das gilt allerdings auch nur für grössere Events - ab 150
Teilnehmern.
Strom kostet Geld - machen wir uns also nichts vor. Geht es an
die Stromrechnung kippt manch einer aus den Latschen oder fällt aus
allen Wolken. Der Preis für Gewerbestrom ist HÖHER als für
Privathaushalte. Die Kilowattstunde kostet hier nämlich um die 30
Pfennige - ganz schön happig, wenn man bedenkt, das man für seine
Bude um die 20 Pfennige zahlen darf. Aber die EVUs haben das bewusst
so gemacht, damit Spitzenlasten nicht oder nur selten genutzt
werden, denn dafür müssten die Stadtwerke ja evtl. ein
zusätzliches Kraftwerk anlaufen lassen....
Rechnen wir mal, was eine 3-Tage Party denn mit 100 Teilnehmern
(siehe oben) kosten würde:
60kW * 0,30 DM = 18,- DM/Std.; 18,- DM * 50 Stunden =
900 DM
Aber sind 3 Tage nicht mehr als 50 Stunden ? Ja, aber nicht bei
elektrischer Leistung, denn das mit den 50 Stunden ist ein
Mittelwert, der die zu erwartende Zeitspanne, unter der mit Volllast
gefahren wird angibt. Das ist auch ganz einfach erklärt: Keiner
(oder sagen wir FAST keiner) zockt wirklich 72 Stunden durch. Dann
kommen einige Teilnehmer später, einige hauen früher ab (bei der
GAmersGAthering sind VIELE früher abgehauen, weil der Strom...naja
lassen wir das...) und daher ist eine permanente Dauervolllast über
die gesamte Spanne von 72 Stunden nicht zu erwarten. Und ebenso wird
auch keiner permanent Wasser kochen...
3.7 Lastverteilung
Die Lastverteilung ist das grösste Problem, welches auf
LanParties immer wieder auftaucht, wenn es um den Strom geht. Gehen
wir also hier ein wenig näher darauf ein.
Mal angenommen, bei oben erwähnter LanParty würden alle Sachen
auf nur einer Phase laufen. Eine Phase ist ein Aussenleiter. Derer
gibt es drei im deutschen Stromnetz, die jeweils zeitversetzt eine
bestimmte Spitzenspannung erreichen. Gegen den Neutralleiter hat
jeder Aussenleiter maximal 230 V. Gegeneinander sind das aber schon
400 V. Weiter also: Was wäre wenn ? Zunächst einmal würde sich
der gesamte Strombedarf auf eine einzige Sicherung konzentrieren,
dementsprechend gross müsste die sein. Zeitgleich liegen aber die
anderen beiden vollkommen brach. So etwas kann verheerende Folgen
haben. Die Erwärmung eines zu klein ausgelegten Kabels würde
irgendwann zu einem Kabelbrand führen. Zudem würde, wenn diese
einzelne Sicherung auslöst, alles, aber wirklich alles aus sein.
Sicherungen von dieser Grösse dürfen nämlich nur von den E-Werken
getauscht werden.
Aber wie verteilt man die Last gleichmässig ? Nun, so schwer ist
das nicht.
Wenn ihr Baustromverteiler einsetzt, dann erledigt sich dieses
Problem fast von allein, denn man muss ja nur noch darauf achten,
das nicht mehr als 6-7 Rechner an einer Steckdose hängen, was hier
recht einfach zu bewerkstelligen ist, da der Baustromverteiler ja
über eine definierte Anzahl an Sicherungskreisen verfügt und nicht
mehr Kabeltrommeln/Mehrfachsteckdosen daran angeschlossen werden
können, als im Verteiler an Steckdosen sind. Einziges Problem
dürfte hier die Kaskadierung der Mehrfachsteckdosen sein, die von
den Gästen produziert wird, wenn jeder seine 3-fach-Dose
einstöpselt.
Problematischer sind hauseigene Verteilungen. Hier weiss man
meist nicht genau, wieviele Sicherungen auf einer Phase liegen. Es
kommt dabei darauf an, möglichst einen versierten Fachmann zu
haben, der Stromlaufpläne lesen kann und euch dann erzählt, welche
Steckdosen auf welchen Sicherungen liegen. Natürlich müssen die
Stromlaufpläne auch in einem lesbaren Zustand sein - was wiederum
Sache des Vermieters ist. Hat man einmal die Steckdosen zugeordnet,
kann man auch genau bestimmen, welche Sicherung wieviele Rechner
verkraftet.
Lastverteilung ist auch wichtig für die E-Werke, denn eine
sogenannte "Schieflast" kann auch zu einem Stromausfall
führen - nur das sich DER dann in etwas grösseren Dimensionen
bewegt.
Fazit: Es kommt also darauf an, den Strom auf alle drei Phasen
möglichst gleichmässig zu verteilen.
3.8 Das sollte man während der Party dabei haben
- Multimeter oder Duspol zum überprüfen der Spannungen
- Durchgangsprüfer zum Testen kaputter Kabel/Geräte/Sicherungen usw.
- Ersatzsicherungen
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Taschenlampe (na ? Wofür wohl ;-) )
- Elektrowerkzeug (aber bitte nur Fachkräfte!)
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